Es war der zweite Tag des Jahres, der mit wirklich angenehmen, wärmenden Sonnenstrahlen das wintererkaltete Herz des Menschen neu beleben sollte.

Leichte Gartenarbeit, aber vor allem das Ausbessern eines 5 m langen Risses im Verputz einer Außenmauer, waren an diesem herrlichen Tage angesagt.

Krönung des Tages sollte das in diesem Jahr erste Grillen sein, quasi der Auftakt zu einer endlosen Serie gemütlicher Abende im Freien, umspült von lauen Lüftchen im Schoße von Mutter Natur, reich beschenkt an Gaben, die den Gaumen verwöhnen.



Ich habe also den Grill eingeheizt, aus schwäbischer Sparsamkeit mit einem Minimum an Grillkohle, es müßte ja nur für 2 Bratwürste reichen. - Offenbar gibt es aber eine kritische Grillkohlemasse unterhalb derer an ein Feuer nicht einmal zu denken ist.
Nach erheblichen Anstregungen und Einsatz von reichlich Kohleanzünder beginnt ein hoffnungsvolles Glimmen. In den Blas- und Wedelpausen wird ein leckerer Salat zubereitet, dem der Verfall alles Vergänglichen allerdings schon hart auf den Fersen ist.

Das Grillfeuer erreicht seinen Höhepunkt, bereit, die Bratwürste zu empfangen!
- Es beginnt zu regnen!

Ständige Blas- und Wedelbemühungen erhalten das Feuer am Leben, gleichzeitig beginnt ein Kampf mit Plastikfolie, um die frisch verputzte Mauer abzudecken. Trotz intensiver Bemühungen zeigen sich die Bratwürste vom Grillfeuer gänzlich unbeeindruckt. Leichte Hektik macht sich breit.
In einer Krisensitzung wird beschlossen, die Vollendung des Menüs mittels Pfanne auf dem Herd zu erzwingen.
...
Ein fürstliches Mahl geht zu Ende und es hört sofort auf zu regnen.

Der Direktor beschließt, im Feuerkorb ein wärmendes Feuer zu entfachen, um dann über die Zusammenhänge des menschlichen Lebens und der kosmischen Kräfte zu meditieren.
Zuvor beschließt er, den Dreck in der Küche aufzuwischen, der durch das ständige rein-raus entstanden ist.

Lose mit Blättern (definitionsgemäß: "trocken, brennen wie Zunder") und ein paar Holzscheiten, die sich nachträglich als Spanplatten herausstellten, beschickt, wird eine Art gemütliches Feuer Typ Schwelbrand mühsam entfacht.

Die Rauchentwicklung sucht ihresgleichen!

Bereits nach 5 Minuten erscheint der Nachbar hinter einer dichten Wand von Nebel- und Rauchschwaden und bemerkt mit sorgenvollem Unterton: "Aha, da grillt wohl jemand."

In diesem Moment beschließt der Direktor, diesen einzigartigen Moment der Romantik und der Meditation über die universellen Gesetzmäßigkeiten des Universums vorzeitig zu beenden,

... in der Gewißheit, daß auch in diesem Jahr noch viele Grillabende kommen werden, deren eigener Zauber, diese Momente des Innehaltens und Nachdenkens, jeder für sich einmalig ist...